Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Der deutsche Wald im Klimawandel - Probleme und Chancen

Bericht zur Veranstaltung der Kreisverbände Emmendingen und Ortenau der Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) und der Unabhängigen Bürger (UB) mit Matthias Wenzel, Waldexperte, Dipl.-Forstwirt, vom 10.10.2023

Symbolbild; Quelle: Sergio Cerrato - Italia auf Pixabay

„Der Förster sitzt zwischen den Stühlen“, so der Waldexperte Matthias Wenzel während seines Vortrags am 10. Oktober in Denzlingen. Auf der einen Seite sind die Auswirkungen des Klimawandels im Wald deutlich erkennbar und ökologische Verluste können nicht vermieden werden. Andererseits muss die Forstwirtschaft auch Geld verdienen. Glücklicherweise „ist der Wald als Vegetationsform wohl großflächig nicht in Gefahr“, betonte der Forstsachverständige.

Wenzel illustrierte diese Entwicklung anhand von Bildern von kränkelnden und abgängigen Bäumen in Denzlingen sowie mit Fotos von kälteliebenden Tier- und Pflanzenarten, die künftig im Schwarzwald mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu finden sein werden (z.B. Auerhuhn, Zitronenzeisig, Europäischer Siebenstern). „Gerade die trockenen Sommer der letzten Jahre machen dem Wald zu schaffen“ berichtete er. Außerdem erklärte Wenzel, inwieweit noch Chancen bestehen, diese Verluste in Grenzen zu halten, und wohin die „Reise“ wohl gehen werde. Letzteres im wortwörtlichen Sinn, denn es lässt sich darstellen, wo bereits heute „Klimate“, also Zonen/Gebiete zu finden sind, die den Klima-Prognosen entsprechen, sog. "Analogklimate". „Für unsere Region entspräche dies dem Gebiet Lothringen im Idealfall oder dem Süden Frankreichs - das halte ich leider für realistischer“, konstatierte der Waldexperte.

Weiter ging er auf die globalen Anstrengungen ein, die Erderhitzung in Grenzen zu halten. Laut dem sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC sind diese Anstrengungen zwar erkennbar, sodass der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen nicht weiter stark steigen dürfte. Die bisherigen Maßnahmen werden jedoch vorerst nicht zu einer Verringerung der Emissionen schädlichen Klimagasen führen.

Im zweiten Teil seines Vortrags erklärte Matthias Wenzel, wie der Wald dazu genutzt werden kann, Kohlenstoffdioxid zu speichern und so den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre zu reduzieren. Dazu gehört neben der Erhöhung des CO²-Speichers durch höhere Holz- und Bodenvorräte im Wald, die oft bereits in den letzten Jahrzehnten relevante Mengen an CO² aus der Luft aufgenommen haben, auch die mögliche Substitutionswirkung. Das bedeutet, dass nicht klimaneutral erzeugte Rohstoffe wie Beton und Stahl sowie fossile Brennstoffe durch Alternativen ersetzt werden sollten, so Dipl.-Forstwirt Wenzel. Er plädiert für die langfristige Weiter-Nutzung von Holz in Möbeln oder als Baustoff von Häusern. „Hier ist die Speichermöglichkeit doppelt so hoch wie die Kapazität des Waldes als Speicher.“ Zudem wünscht er, einige Wälder aus ökologischen Gründen nicht mehr zu bewirtschaften. Gleichzeitig muss aus seiner Sicht weiterhin auf einem größeren Teil der Flächen klimaneutrales Holz produziert werden.

Bei der interessanten und spannenden Diskussion kamen viele der nahezu 30 Besucher zu Wort. Diskussionspunkte waren u.a. die höhere oder niedrigere biologische Vielfalt in wärmeren Gebieten der Erde und die gesteigerte Häufigkeit von Stürmen in Zeiten der Erderwärmung. „Ich bin sehr dafür, dass wir tun, was wir tun können! Menschen sind oft nicht bereit zu tun, was weh tut.“ Deshalb sind für Waldexperte Matthias Wenzel größere Anstrengungen erforderlich, um den CO²-Ausstoss zu verringern und die Erdüberhitzung zu verlangsamen.

Zurück